Vermeidbare Fehler bei der Wahl des Webspace-Angebots

Die Auswahl des richtigen Webhosting-Anbieter und des richtigen Tarifs ist nicht ganz einfach. Deswegen im folgenden Fehler die ihr bei der Auswahl vermeiden könnt.

Finger weg von Billiganbietern

saleLeider gibt es im Hosting-Bereiche diverse Billiganbietern, die mit extrem günstigen Preisen und großen Werbeversprechen bzgl. dem Speicherplatz versuchen Kunden zu locken. Die Qualität dieser Anbieter ist dabei aber oft schlecht, weil sich dort hunderte bis tausende Kunden einen Server teilen. Dies führt häufig zu sehr langsamen Webseiten und Ausfälle können ebenfalls regelmäßig auftreten. Da die Server oft nicht oder nur unzureichend gewartet werden, besteht die Gefahr dass Angreifer eure Daten stehlen oder eure Webseite manipulieren.

Die Kosten für Webhosting setzt sich zusammen aus:

  • Hardware-Kosten: Für einen modernen Webserver mit aktueller Hardware, ausreichender CPU-Power, genug Arbeitsspeicher, großen Festplatten und ein RAID-System zur Datensicherung, belaufen sich die Kosten pro Server auf gut 5000 Euro.
  • Strom: Ein moderner Server der 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr läuft, braucht eine Menge Strom. Server verbrauchen um die 100 Watt pro Stunde, bei Strompreisen von 25 Cent pro kWh ergeben sich somit Stromkosten von ca. 18 Euro pro Monat.
  • Klimatisierung: Neben den Stromkosten für den Server muss der Server noch gekühlt werden. Dies erfolgt durch Hochleistungs-Klimaanlagen, die die Server auf konstanter Temperatur halten. Oftmals ist ebenso viel Energie nötig den Server zu kühlen wie diesen zu betreiben. Damit steigen die Energiekosten um weitere 18 Euro pro Monat.
  • Rechenzentrum: Dieser Server muss in einem Rechenzentrum stehen, idealerweise ein Rechenzentrum mit guter Infrastruktur, guter Klimatisierung und schneller Internetanbindung. Kosten pro Server belaufen sich schnell auf rund 10 Euro pro Monat (exklusive der Klimatisierung).
  • Datentransfer: Auch wenn die meisten Anbieter mit einer Traffic-Flat werben, ist der Transfer der Daten nicht kostenlos. Für das Rechenzentrum entstehen hierbei mit unter erhebliche Kosten pro Monat.

Pro Server belaufen sich die Kosten schnell auf 50 Euro (bei alter Hardware) und 200 Euro (bei moderner Hardware) pro Monat. Diese Kosten müssen nun natürlich durch die Kunden wieder eingespielt werden, das heißt, bei Billiganbietern mit Webspace-Kosten von 1 Euro / Monat befinden sich hunderte von Kunden auf einem Server. Die Folge sind häufige Server-Überlastungen oder extrem langsame Ladezeiten der Website. Guter Webspace sollte deswegen zwischen 5 und 10 Euro pro Monat kosten.

Sich von Werbeversprechen blenden lassen

promotion_128Die meisten Anbieter nutzen cleveres Marketing, um euch zu blenden und euch zu überzeugen, wie toll die Angebote sind. Der beliebteste Werbetrick ist entweder mit vielen Inklusivdomains zu werben oder mit hunderten von Gigabytes zu werben. Manche Anbieter, z.B. 1&1, bewerben auch eine unlimitierte Anzahl an Gigabytes, Datenbanken, E-Mail-Adressen usw. Zum Einen ist dieses unlimitierte selten wirklich unlimitiert und es gibt dennoch sehr strenge Grenzen bzgl. dem Speicherplatz oder der Anzahl der Datenbanken. Zum Anderen braucht ihr selten soviel Speicherplatz. Wie in unserem Artikel Wichtigste Kriterien für guten Webspace beschrieben, braucht man selten mehr als 10GB. Für PHP-Einfach.de, unser Forum mit knapp 100.000 Beiträgen, sowie diverse andere Webprojekte wird insgesamt um die 500MB Speicherplatz benötigt.

Lasst euch von diesen Werbeversprechen zu Speicherplatz oder der Anzahl an Datenbanken nicht blenden. Wie im Artikel Wichtigste Kriterien für guten Webspace beschrieben, sind andere Faktoren deutlich wichtig bei der Auswahl des Anbieters.

Vorsicht vor zu kleinen Unternehmen

Im Webhosting-Bereich mischen auch diverse kleine Anbieter mit, für die Webhosting nur ein Zusatzgeschäft ist, aber nicht deren Kernkompetenz. Es ist erstaunlich, wie viele Hosting-Anbieter es gibt mit nur ein paar tausend Euro Umsatz pro Jahr. Dies können irgendwelche Privatpersonen sein, die Webhosting als Nebengeschäft anbieten, oder Webagentur, die dies neben ihrem Agenturgeschäft als Zusatz anbieten.

Zumeist kaufen diese sich Server bei größeren Anbietern ein oder nutzen entsprechende Reseller-Angebote. Bei Reseller-Angebote betreibt ein größerer Hoster den Server und ich kann bequem eigene Webhosting-Angebote daraus formen und z.B. an meine Webdesign-Kunden verkaufen.

Die Problem bei kleinen Anbietern können umfassend sein: Oftmals wird mit besonders günstigen Konditionen unter einem Euro pro Monat geworben. Allerdings werden auf dem Server dann hunderte bis tausende Webseiten untergebracht. Ebenso ist unklar, wie lange der Anbieter sein Angebot aufrecht behält. Nicht selten wird das Geschäft eingestellt, z.B. weil es für den 1-Mann-Betrieb nicht rentabel genug ist. Oder ihr habt Probleme eure Domain zurück zu bekommen, da der Anbieter nicht auf Anfragen reagiert. Oder ein technisches Problem legt den Server lahm und der Betreiber, der sich kaum mit der Wartung von Servern auskennt, ist überfordert dieses zu beheben. Oder, oder, oder.

Auch wenn die Angebote sich verlockend angehören, würde ich die Finger von allen Anbietern lassen die keine Kernkompetenz im Webhosting haben. Ebenso sollte der Anbieter eine ausreichend große Anzahl an Kunden besitzen und ausreichend lange am Markt existieren, um sicher zu sein, dass dieser nicht von heute auf morgen sein Geschäft einstellt.

Vorsicht vor zu jungen Unternehmen

boy_128Aufpassen würde ich auch bei sehr jungen Unternehmen, die noch nicht lange am Markt bestehen. Die Angebote hören sich oft gut an, die Performance ist scheinbar großartig und der Kundenservice ist überragend. Mit dem Kundenwachstum kommen aber auch die Probleme, z.B. reichen die Server-Ressourcen oder die Infrastruktur-Ressourcen nicht mehr aus um den wachsenden Kundenstamm gerecht zu werden und es kommt zu massiven Problemen mit den Servern. Aufgrund mangelnder Erfahrungen ist auch unklar, wie mit diesem Problem umgegangen werden soll. Oder es tritt eins von hundert anderen Szenarien auf, z.B. die Server werden gehackt oder es wird eine Denial-of-Service-Angriff gegen die Server unternommen und das junge Unternehmen ist mit der Bewältigung überfordert.

Eine weitere sehr große Gefahr ist, dass das junge Unternehmen ebenso schnell vom Markt verschwindet wie es auf den Markt gekommen ist. Ob sich ein Unternehmen wirtschaftlich lohnt, ist in dem sehr umkämpften Webhosting-Bereich schwer vorherzusagen. Und sobald das Unternehmen seine Geschäfte einstellt, kommen die Probleme für euch, eure Website auf einen anderen Anbieter zu retten.

Als Daumenregel würde ich Firmen vermeiden, die weniger als 5 Jahre am Markt sind und lieber auf etablierte Unternehmen setzen.

Anbieter vorab nicht testen

Das erwischen eines guten Webhosting-Anbieters ist zum Teil ein Glückspiel. Wie in unserem Artikel Shared Webhosting beschrieben, teilen sich zumeist mehrere Kunden einen Server. Die Performance und Erreichbarkeit ihrer Website hängt damit stark von ihren Nachbarn ab, sprich, von den Kunden die noch auf ihrem Server sind. Sind dies sehr stark besuchte Websites oder sehr rechenintensive Websites, so leidet leider die Performance & Erreichbarkeit ihrer Seite darunter.

Wenn euch der Auftritt der Website wirklich wichtig ist, dann kann es sich empfehlen verschiedene Anbieter zu testen und zu schauen, bei welchem Anbieter eure Seite schnell läuft und gut verfügbar ist und bei welchen es eher zu Ausfällen kommt. Hierfür arbeite ich gerade an einem Dienst, der eure Website überwacht und euch die Erreichbarkeit und Ladezeit protokolliert (siehe unten).

Für solch einen Test sind natürlich Anbieter mit Geld-zurück-Garantien oder kostenlosen Testphasen vorteilhaft oder, alternativ, Anbieter mit nur kurzen Vertragslaufzeiten. Die hier getesteten Anbieter haben dazu folgende Regelungen (ohne Garantie auf Vollständigkeit und Korrektheit, bitte Website des Anbieters checken):

  • 1&1: 30 Tage Geld-zurück-Garantie sowie die Wahl zwischen 12-Monate Laufzeit oder 1-Monat-Laufzeit (gegen Aufpreis)
  • All-Inkl.com: Die ersten 3-Monate sind kostenlos, danach monatlich kündbar. Dies ist wirklich ein Top-Angebot von All-Inkl.com und gibt eine bequeme Chance, die Tarife zu testen.
  • Host Europe: Ohne Vertragsbindung fallen leider Einrichtungsgebühren ein. Der Anbieter ist für einen Test also weniger geeignet.
  • netcup: 30 Tage Geld-zurück-Garantie. Ebenso fällt keine Einrichtungsgebühr an. Danach ist die Laufzeit allerdings 12 Monate
  • Strato: Ohne Vertragsbindung entfällt leider die Rabattaktion auf die Tarife. Ebenso fallen Einrichtungsgebühren ein, dDer Anbieter ist für einen Test also weniger geeignet.
  • webgo: Die ersten 6 Monate sind kostenlos. Jederzeit 100% Kundenzufriedenheit oder es gibt das Geld zurück. Dies ist natürlich ideal, dass man bei Unzufriedenheit dieses Sonderkündigungsrecht hat.

Bezüglich einem Test kann ich am stärksten webgo mit seinen sechs kostenlosen Monaten empfehlen, gefolgt von All-Inkl.com mit drei kostenlosen Monaten. Netcup und 1&1 bieten immerhin eine 30 Tage Geld-zurück-Garantie an, so dass falls ihr einen sehr schlechten Server erwischt habt, an diesen zum Glück nicht zulangen gebunden seid.