Hetzner vServer Erfahrungen - Benchmark

Hetzner ist einer der größten Webhoster in Deutschland und zugleich auch der beliebteste Hoster erfolgreicher Webseiten in Deutschland. Hetzner ist bekannt für seine vergleichsweise preiswerten dezidierten Servern und wird dort insbesondere von professionellern Anwendern verwendet.

Bei Hetzner gehen die Meinungen auseinander: Die Preise für dezidierte Server sind recht günstig, daher empfiehlt sich der Anbieter wenn man auf der Suche nach viel und günstiger Rechenpower ist. Der Service ist durch die Größe des Unternehmens aber nicht immer der Beste und auf individuelle Probleme kann nicht wirklich eingegangen werden.

Für virtuelle Server (vServer) ist Hetzner eher weniger bekannt und es bleibt offen, wie viel Umsatz und damit wie viel Fokus Hetzner auf seine vServer-Angebote legt.

Die angebotenen vServer sind preislich zwar relativ günstig, können mich aber von der Leistung im Vergleich zu Netcup nicht überzeugen.

Die Festplattengeschwindigkeit bei meinem Test von Hetzner war relativ langsam. Dies liegt an dem speziellen Setup der vServer bei Hetzner. Eure Daten werden nicht direkt auf der Festplatte im Server gespeichert, sondern in einem verteilten Festplatten-System. Dies hat den Vorteil, dass euer vServer nach einem Hardwaredefekt problemlos auf einen neuen physikalischen Host umziehen kann, ohne dass eine große Unterbrechung ensteht. Dies geht aber zu Lasten der Festplattengeschwindigkeit, da jede Datenänderung per Netzwerk an das verteilte System übertragen werden muss. Diese Variante empfiehlt sich inbesondere, wenn Erreichbarkeit für euch extrem wichtig ist.

Seit neuesten bietet Hetzner auf ein Setup mit lokalen Festplatten an. Hier dürfte die Lese- und Schreibgeschwindigkeit deutlich besser sein. Im Gegensatz zum Netzwerklaufwerk besteht dabei aber das Problem, dass wenn der physikalische Server ausfällt, ihr euren virtuellen Server nicht weiter betreiben könnt und warten müsst, bis das Problem behoben ist.

Hetzner vServer Benchmark

Wie im Artikel Server-Benchmark mittels sysbench beschrieben, habe ich verschiedene vServer-Angebote bzgl. ihrer Performance getestet. Auf jedem vServer wurden standardisierte Benchmarks ausgeführt, um so die Leistung der CPU, des RAMs und der Festplatte vergleichbar zu machen.

Bei Hetzner habe ich ein echtes Schwergewicht getestet, den CX60: 8 virtuelle Cores, 32 GB RAM, 600 GB SSD-Festplatte für 59,38 Euro / Monat (zum Testzeitpunkt, dieser Tarif wird aktuell nicht mehr angeboten).

Benchmark – Ergebnis

CPU-Benchmark

Beim CPU-Benchmark werden alle Primzahlen zwischen 1 und 20.000 gesucht, wofür 321.238 mathematische Operationen benötigt werden. Dies führt zu einer hohen Auslastung der CPU:

sysbench --num-threads=1 --test=cpu --cpu-max-prime=20000 run

Der vServer von Hetzner benötigte für diesen Test 36,00 Sekunden, dies entspricht 8923 Operationen pro Sekunde und erzielt damit den 8. Platz. Die CPU-Geschwindigkeit ist damit -33% langsamer als das schnellste Angebot im Test von Netcup.

Die nachfolgende Tabelle listet alle Anbieter nach der Rechenleistung der CPU.
Anbieter Rechenleistung
Netcup
13305 Operationen / Sekunde     (100%)
Amazon EC2
10754 Operationen / Sekunde     (81%)
Google Cloud
10533 Operationen / Sekunde     (79%)
1&1
10214 Operationen / Sekunde     (77%)
Gridscale
10123 Operationen / Sekunde     (76%)
Linevast
9828 Operationen / Sekunde     (74%)
PHP-Friends
9519 Operationen / Sekunde     (72%)
Hetzner
8923 Operationen / Sekunde     (67%)
DomainFactory
7945 Operationen / Sekunde     (60%)

RAM-Benchmark

Beim RAM-Benchmark wird die Geschwindigkeit des RAMs gemessen, wenn in diesen 100 GB Daten geschrieben wird:

sysbench --num-threads=1 --test=memory --memory-block-size=1M --memory-total-size=100G run

Die RAM-Geschwindigkeit vom vServer von Hetzner betrug im Schnitt 7,17 GB pro Sekunde. Hetzner erzielt damit den 8. Platz. Die RAM-Geschwindigkeit ist damit -17% langsamer als das schnellste Angebot im Test von Amazon EC2.

Die nachfolgende Tabelle listet alle Anbieter nach der Geschwindigkeit des RAMs.
Anbieter RAM
Amazon EC2
8,66 GB / Sek.     (100%)
Google Cloud
8,45 GB / Sek.     (97%)
Linevast
8,15 GB / Sek.     (94%)
Netcup
7,90 GB / Sek.     (91%)
1&1
7,75 GB / Sek.     (89%)
Gridscale
7,70 GB / Sek.     (89%)
PHP-Friends
7,35 GB / Sek.     (85%)
Hetzner
7,17 GB / Sek.     (83%)
DomainFactory
6,76 GB / Sek.     (78%)

Festplatten-Benchmark

Beim Festplatten-Benchmark greift sysbench auf 1024 Dateien mit je 10 MB (d.h. insgesamt 10 GB an Daten) zu. Diese Dateien werden zufällig ausgelesen und überschrieben im Verhältnis 1,5 zu 1. Daraus wird dann eine mittlere Lese- und Schreibgeschwindigkeit berechnet.

# Befehle als root ausführen
sysbench --test=fileio --file-total-size=10G --file-num=1024 prepare
ulimit -n 65000
sysbench --num-threads=1 --test=fileio --file-total-size=10G --file-num=1024 --file-test-mode=rndrw --max-time=300 --max-requests=0 --file-extra-flags=direct --file-fsync-freq=1 run

Der vServer von Hetzner konnte im Schnitt 0,39 MB pro Sekunde von der Festplatte lesen bzw. schreiben. Hetzner erzielt damit den 9. Platz. Die Festplattengeschwindigkeit ist damit -98% langsamer als das schnellste Angebot im Test von Netcup.

Die nachfolgende Tabelle listet alle Anbieter nach der Geschwindigkeit der Festplatte.
Anbieter Durschnittliche Lese- & Schreibgeschwindigkeit
Netcup
20,36 MB / Sek.     (100%)
1&1
18,86 MB / Sek.     (93%)
Linevast
15,34 MB / Sek.     (75%)
Amazon EC2
11,94 MB / Sek.     (59%)
DomainFactory
11,54 MB / Sek.     (57%)
PHP-Friends
6,86 MB / Sek.     (34%)
Google Cloud
1,23 MB / Sek.     (6%)
Gridscale
0,88 MB / Sek.     (4%)
Hetzner
0,39 MB / Sek.     (2%)

Sequentielles Lesen / Schreiben

Beim sequentiellen Festplatten-Benchmark schreiben wir eine 10 GB große Datei auf die Festplatte und anschließend wird diese ausgelesen. Im Gegensatz zum vorherigen Test wird so Performance für Lese- / Schreibvorgänge von großen Dateien gemessen.

dd if=/dev/zero of=./test.file bs=1M count=10000 oflag=direct
dd if=./test.file of=/dev/null bs=1M count=10000

Der vServer von Hetzner konnte im Schnitt 176,0 MB pro Sekunde von der Festplatte lesen und 343,0 MB pro Sekunde auf die Festplatte schreiben. Hetzner erzielt damit den 5. Platz bzgl. der Lesegeschwindigkeit und den 4. Platz bzgl. der Schreibgeschwindigkeit.

Die nachfolgende Tabelle listet alle Anbieter nach der sequentiellen Lesegeschwindigkeit der Festplatte.
Anbieter Lesegeschwindigkeit (große Dateien)
DomainFactory
778,0 MB / Sek.     (100%)
Netcup
740,2 MB / Sek.     (95%)
Linevast
405,0 MB / Sek.     (52%)
1&1
227,0 MB / Sek.     (29%)
Hetzner
176,0 MB / Sek.     (23%)
PHP-Friends
127,3 MB / Sek.     (16%)
Gridscale
106,0 MB / Sek.     (14%)
Amazon EC2
64,4 MB / Sek.     (8%)
Google Cloud
28,0 MB / Sek.     (4%)
Die nachfolgende Tabelle listet alle Anbieter nach der sequentiellen Schreibgeschwindigkeit der Festplatte.
Anbieter Schreibgeschwindigkeit (große Dateien)
Netcup
665,2 MB / Sek.     (100%)
Linevast
425,0 MB / Sek.     (64%)
DomainFactory
404,0 MB / Sek.     (61%)
Hetzner
343,0 MB / Sek.     (52%)
1&1
304,0 MB / Sek.     (46%)
PHP-Friends
187,7 MB / Sek.     (28%)
Gridscale
106,0 MB / Sek.     (16%)
Amazon EC2
64,4 MB / Sek.     (10%)
Google Cloud
28,0 MB / Sek.     (4%)

Im Vergleich zu vielen anderen Angeboten befinden sich die Festplatte bei Hetzner nicht direkt im Server, sondern Daten werden in einem verteilten Festplatten-Systemen gespeichert (und dabei dreifach redundant gespeichert). Dies hat den Vorteil, dass ein vServer problemlos auf einen neuen physikalischen Host umziehen kann, z.B. wenn ein Host aufgrund eines Hardwaredefekts ausfällt. Aber die Kommunikation zum Storage-System bringt eine deutlich höhere Latenz mit sich, so dass der Vorteil der beworbenen SSDs verpufft wenn schnell auf viele kleine Dateien zugegriffen werden muss. Daher auch die sehr schlechte Performance beim ersten Festplattenbenchmark.

Beim Schreiben oder Lesen von großen Dateien ist die Performance zum Glück etwas besser, aber für SSD-Festplatten dennoch etwas lahm und große Dateien verarbeitet man auf vServern tendenziell seltener. Allerdings kann man bei Hetzner auch vServer mit lokalen Festplatten bestellen, hier dürfte die Schreibgeschwindigkeit besser sein.

Tarifangebot

Hetzner vServer
 

Positive Aspekte
Garantierter RAM
Der RAM ist beim Hetzner garantiert und muss nicht mit anderen Kunden geteilt werden.

Snapshots
Bei Hetzner lassen sich vom vServer Snapshots erstellen. Per Snapshot kann man eine exakte Kopie des vServers erstellen und bei Bedarf diese zurückspielen. Die Anzahl der Snapshots ist je nach Packet limitiert, im kleinsten Packet erhaltet ihr 1 Snapshot. Dies ist aber i.d.R. ausreichend.

Redundante Festplatten
Daten werden redundant auf drei Festplatten abgespeichert. Selbst bei wenn zwei Festplatten den Geist aufgeben, sind die Daten weiterhin vorhanden. Dennoch empfiehlt es sich, separate Backups anzufertigen. Hierzu bietet Hetzner Backupspace (gegen Extragebühr).

Wahl des Festplatten-Systems
Bei Hetzner habt ihr die Wahl zwischen local und network Storage. Bei local Storage befindet sich die Festplatte in dem physikalischen Server. Dies hat den Vorteil von besonders schnelle Dateizugriffen, deutlich schneller als hier im Test. Der Nachteil ist aber, dass wenn der physikalische Server z.B. aufgrund eines Defekts ausfällt, auch euer virtueller Server ausfällt. Beim Network Storage werden eure Daten auf einem Netzwerklaufwerk gespeichert. Dies hat den Vorteil, dass euer virtueller Server bei Störungen am physikalischen Server einfach umziehen kann und auf einem anderen Server weiterlaufen kann. Ein Networkstorage besitzt aber deutlich höhere Latenzzeiten beim Dateizugriff.

Stundengenaue Abrechnung
Für die vServer gibt es keine Mindesvertragslaufzeiten. Wird der Server in einem Monat weniger genutzt, so gilt die stundengenaue Abrechnung. Dies macht die Angebote ideal für Personen, die einen vServer nur für kurze Zeiten benötigen. Sollte man mit den Leistungen von Hetzner nicht mehr zufrieden sein, kann man so seine vServer-Verträge ebenfalls schnell kündigen.

Neutrale & Negative Aspekte
Virtuelle CPU-Cores
Hetzner vServer besitzen virtuelle Cores (vCores). Jeder vCores entspricht etwa der CPU Leistung eines Threads einer Intel Xeon E5 CPU mit 2,0 GHz. Leider wird nicht garantiert, dass die Leistung auch tatsächlich jederzeit zur Verfügung stehen.